Von Himmel und Erde, von Schubert bis Philip Glass

Liederabend: Martin Achrainer und Maki Namekawa begeisterten das Publikum in der Linzer Ursulinenkirche.

Liederabend: Martin Achrainer und Maki Namekawa begeisterten das Publikum in der Linzer Ursulinenkirche.

Am Sonntag gab Martin Achrainer gemeinsam mit Maki Namekawa einen “Musica sacra”-Liederabend, dessen Texte auf der Grenzlinie zwischen Himmel und Erde, zwischen Diesseits und Jenseits, ja zwischen Bewusstsein und allumfassendem Wissen pendelten.

Geniales Duo bei Musica sacra: Maki Namekawa (Klavier) und Bariton Martin Achrainer. Bild: Werner Kotek

Geniales Duo bei Musica sacra: Maki Namekawa (Klavier) und Bariton Martin Achrainer. Bild: Werner Kotek

Ein perfekt zusammengestelltes Programm, das seinen Ausgang bei Schuberts Wilhelm-Meister-Vertonungen nahm. Goethes Harfner-Texte haben den 19-jährigen Komponisten tief bewegt und sind auch sechs Jahre später bei ihrer Drucklegung Zeugnis eines unglücklichen Lebens, das bereits von Krankheit und Ausgeschlossenheit geprägt ist. Achrainer fand dafür den richtigen trostlosen, betroffen machenden Ton, den er auch für Gustav Mahlers Grenzgängertum in modulierter Form einsetzte. Brutaler wie das “Irdische Leben” kann wohl kaum ein Gedicht sein, und umgekehrt kann die Vorstellung vom “Himmlischen Leben” kaum naiver gezeichnet sein.

Und dennoch finden sich beide Texte in derselben Sammlung – Arnims und Brentanos “Des Knaben Wunderhorn”. Gedichte, die in ihrer derben, doch kunstvoll anregenden Schlichtheit Mahler begeisterten und zu einer Musik anregten, die ebenfalls zwischen den Grenzen des Seins pendelt.
Faszinierender Kosmos

Ergänzt mit “Ich bin der Welt abhanden gekommen” aus den Rückert-Liedern, gestalteten Martin Achrainer und Maki Namekawa einen faszinierenden Kosmos des unschuldigen Eintauchens in die Ewigkeit. Dazu passten perfekt – als österreichische Erstaufführung zu erleben – die “Songs of Milarepa”, für die sich Philip Glass von den Texten eines der wichtigsten Heiligen und Dichter des 11./12. Jahrhunderts in Tibet inspirieren ließ. Texte, die aus ganz anderer Sicht die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits als den Weg zur Weisheit zeichnen. Musikalisch hat Glass wie Schubert auf einfachste Mittel zurückgegriffen und den Worten in beeindruckender Diktion den Vortritt gelassen. Für Martin Achrainer ist die Orchesterfassung entstanden, die Maki Namekawa mit farbprächtigem Spiel auf dem Klavier nachzeichnete. Gemeinsam gelang so eine restlos beeindruckende Wiedergabe eines fabelhaft konzipierten Programms. Lautstarker Applaus!

Musica sacra: Liederabend mit Martin Achrainer (Bariton) und Maki Namekawa (Klavier), Ursulinenkirche Linz, 5.11.